Die Baureihe W / V / C 140 — Luxus und Technologie

Die Baureihe 140 sollte, wie immer bei der Vorstellung einer neuen S-Klasse, zeigen, was technisch machbar ist und damit die weltweite Leadership des Hauses bei den Luxuslimousinen untermauern. Die damals optisch sehr groß erscheinende neue Baureihe, gerade auch nach dem im direkten Vergleich deutlich zierlicherem 126er, wurde weltweit sehr positiv aufgenommen, erfuhr jedoch bei uns in Deutschland keine uneingeschränkte Zustimmung. Wenn man heute eine aktuelle E-Klasse neben ein Fahrzeug der Baureihe 140 stellt, scheint plötzlich der 140er im Vergleich „kleiner“ auszusehen. Dies beweist, dass alles relativ ist und, dass manches, später mit Abstand betrachtet, vielleicht gar nicht so war, wie es damals schien.

Die Väter der Baureihe 140

Dr. Wolfgang Peter

Jahrgang 1941, wurde im Oktober 1985 Leiter der PKW-Entwicklung. Neben Guntram Huber (Karosserieentwicklung Baureihe 140), Klaus Dieter Vöhringer (Planung und Produktion), Jürgen Hubbert (PKW-Vorstand) und Dr. Adolf-Heinz Fritz (Kalkulation) gilt Peter im Management als Vater der Baureihe 140. Dr. Wolfgang Peter verließ 1992 das Unternehmen, sein Nachfolger wurde der heutige Vorstandsvorsitzende der Daimler AG, Dr. Dieter Zetsche.

Dr. Ing. h.c. Bruno Sacco

Dr. Ing. h.c. Bruno Sacco wurde am 12. November 1933 in Udine (Italien) geboren. Schon als Student sammelte Sacco praktische Erfahrungen in der Gestaltung von Karosserien bei der Firma Ghia. Im Anschluß realisierte der junge Designer Auftragsarbeiten für Ghia und die Pininfarina Gruppe, bevor er sich 1958 bei Daimler-Benz bewarb und angestellt wurde. Eine seiner ersten Arbeiten unter dem Stern war die Gestaltung des Mercedes-Sonderfahrzeuges vom Typ 300 für Papst Johannes den XXIII. Unter der Leitung von Karl Wilfert, Friedrich Geiger und Béla Barényi arbeitete er an zahlreichen Projekten mit. 1970, im Alter von 37 Jahren, wurde er Leiter der Abteilung Karosserie-Konstruktion. 1974 trat er als Oberingenieur die Nachfolge Friedrich Geigers als Leiter der Hauptabteilung Stilistik an. Im Jahr 1978 ernannte der Konzern den Sterndesigner zum Leiter des Fachbereichs Stilistik. 1987 berief ihn der Vorstand zum Direktor des Bereichs Design. Ab dem Jahr 1993 wurde er Mitglied des Direktorenkreises der Daimler-Benz Aktiengesellschaft. In dieser Funktion zeichnete Sacco zugleich für das Design der Nutzfahrzeuge verantwortlich. Im Bereich PKW-Design gelten die Limousinen und Coupés der S-Klasse der Baureihe 126 als seine gelungensten Arbeiten. Aber auch die nachfolgenden Modelle der S-Klasse (140, 220/215), der „Mercedes 190“ (201) und die nachfolgenden Fahrzeuge der C-Klasse (202), die Baumuster der E-Klassen (124 und 210), der SL (129), der SLK (170), der CLK (208) und schließlich die A-Klasse (168) entstammen Saccos Feder. 1998 verließ der Träger zahlreicher Designpreise das Unternehmen.

Am 28. März 2006 haben wir Bruno Sacco die Mitgliedschaft im Mercedes-Benz S-Klasse Club e.V. angetragen, was sehr gerne von ihm angenommen wurde. Wir wollten ihm damit unsere Hochachtung ausdrücken. Später haben wir ihn in Anerkennung seines Lebenswerkes zum Ehrenmitglied im Mercedes-Benz S-Klasse Club ernannt.

Über Affinität und Homogenität der Designentwicklung von Mercedes-Benz erläuterte Sacco im Februar 1999 bezüglich der Baureihe 140:

„Bei der S-Klasse von 1991 konzentrierten wir uns auf eine funktionale, zeitgenössische Linienführung, mit der wir uns gleichzeitig von traditionellen dekorativen Elementen verabschiedeten. Die glatten und klar gegliederten Flächen weisen keinerlei Schnörkel auf und verleihen der Limousine einen Hauch respektabler Überlegenheit und Zuverlässigkeit. Die Kühlermaske ist in die Motorhaube integriert und komplett von Metall umgeben. Der Mercedes-Stern ist direkt vorn auf der Haube platziert. Das Heck des Fahrzeugs mit den diagonal geteilten Rückleuchten präsentiert sich als eigenständiges Element und stellt gleichzeitig die formale Verbindung zu den anderen Modellreihen her. Schließlich setzt sich die funktionale Eleganz des Äußeren in der Innenraum-Gestaltung fort und unterstreicht den eleganten Charakter einer typischen und erfolgreichen Geschäftslimousine.“

Bruno Sacco genießt seinen Ruhestand. Bemerkenswert ist, dass er erst vor ein paar Jahren sehr elegante Sanitär-Armaturen geschaffen hat. In Gesprächen mit ihm über seine automobile Vergangenheit hebt Bruno Sacco stets hervor, dass nicht er, sondern sein Team die Leistungen vollbracht hat, die wir heute so bewundern. In seinem Herzen trägt er noch immer den Mercedes-Stern Wir hatten die Freude, ihn als Gast auf unserem Clubstand bei der Retro Classics in Stuttgart seit 2003 beinahe jedes Jahr begrüssen zu dürfen.
Zu den Limousinen der Baureihe 140 betonte Sacco während der Retro Classics 2006, dass nur die Variante mit langem Radstand (V 140) wirklich elegant aussehe. Während der Designphase sei eine „kurze Variante“ gar nicht vorgesehen gewesen, weshalb die Linienführung auf die lange Version abgestimmt worden sei. Die nachträglich „verkürzte“ Limousine (W 140) wirke daher in seinen Augen zu gedrungen. Bei anderer Gelegenheit wies er darauf hin, dass die Bodenfreiheit der Wagen dieser Baureihe erst unmittelbar vor Serienanlauf noch bedeutend erhöht worden ist, was sich ungünstig auf die von ihm angestrebte gestreckte Silhouette ausgewirkt habe.

 

Der 6-Liter V12 – die neue Leistungsspitze von Mercedes-Benz

Der völlig neu konstruierte Motor M120 war der erste serienmäßig produzierte Pkw-Zwölfzylinder von Mercedes-Benz. Er leistete 408 PS und lieferte ein Nenndrehmoment von 580 Nm.

Quelle: Daimler AG